Kopenhagen ist eine perfekte Destination für ein verlängertes Wochenende.

Kopenhagen ist eine perfekte Destination für ein verlängertes Wochenende.
© Bob Krist

Long Weekend Kopenhagen: Kulinarische Avantgarde

Kopenhagen gilt mit René Redzepis »Noma« als Wiege der »New Nordic Cuisine«. Die dänische Hauptstadt hat aber auch abseits ihres berühmtesten Kochs jede Menge Highlights zu bieten.

Freitag

Smørrebrød und Aquavit stehen am ersten Kopenhagen-Tag auf dem kulinarischen Plan. Aber auch der neuen dänischen Küchenrevolution gehen wir auf den Grund.

Vom Flughafen aus fährt die Metro in wenigen Minuten direkt ins Stadtzen­trum. Die Bahn bewegt sich vollautomatisch ohne Fahrer fort und besteht aus zwei Linien – man kann also nicht viel falsch machen. Wir steigen am Kongens Nytorv aus, dem größten Platz der Stadt, der von König Christian V. zu repräsentativen Zwecken angelegt wurde. Er wird von einigen prächtigen Gebäuden gesäumt. Wir bestaunen die Fassaden des »Hotel d’Angleterre« – in dem es sich auch vorzüglich speisen lässt –, des Königlichen Theaters und des Schlosses Charlottenborg. Im Magasin du Nord, das in der Tradition der großen Kaufhäuser steht, lassen sich Shopping-Gelüste aufs Beste befriedigen.

Die vielen Eindrücke machen hungrig, also begeben wir uns ins Restaurant »Schønnemann«, wo man die besten Smørrebrød bekommt, die traditionellen dänischen beleg­ten Brote. Seit 1877 werden sie dort serviert, und wohl nicht ohne Grund wählt auch René Redzepi dieses Restaurant häufig für seine Pressetermine aus. Neben den Broten ist auch die umfangreiche Aquavitauswahl sehens- und probierenswert. So gestärkt schaffen wir pro­blemlos den Weg zum Rathausplatz, von dem aus wir auf dem berühmten Strøget, der Kopenhagener Fußgängerzone, einen kleinen Bummel machen.

© Jens Astrup

Mit Redzepi ging die dänische Küchenrevolution in die Vollen, und mittlerweile gibt es mit dem »Geranium« sogar ein Drei-Sterne-Restaurant in der dänischen Hauptstadt. Wer die Metropole einmal fernab der bekannten kulinarischen Pfade erkunden möchte, entscheidet sich für »Manfreds« – wohl das einzige Restaurant mit vegetari­schem Schwerpunkt, das für sein Rinder­tatar berühmt ist.

Samstag

Heute steht das Wasser im Mittelpunkt: Nach einem Hafen-Spaziergang erkunden wir die Stadt vom Boot aus und genießen dänische Meeresküche.

Wir streichen heute das Frühstück im Hotel, denn Kopenhagen bietet einfach zu viele Verlockungen. Stattdessen gehen wir erst einmal ins »Hotel Chocolat«, wo es neben hochwertiger Schokolade in allen Formen und Variationen die beste heiße Schokolade der Stadt gibt. Unser Favorit ist Salzkaramell mit einer Haube aus Weiße-Schokolade-Sahne. Feste Nahrung gibt es im »Royal Smushi Café«. Nebenan kann man die Werke der königlichen Porzellanmanufaktur bestaunen, im Café selbst von ebenderen Tellern die herrlichsten Torten oder die hier erfundenen Smushi verspeisen, eine Mischung aus Smørrebrød und Sushi. Von den zusätzlichen Kalorien ver­suchen wir uns bei einem Bummel durch das malerische Nyhavn-Viertel zu befreien. Nyhavn war früher der Handelshafen der Stadt, im Haus Nr. 20 wohnte der Märchendichter Hans Christian Andersen einige Jahre.

Von Nyhavn aus fahren Boote durch die Kopenhagener Kanäle, vorbei an Sehens­würdigkeiten wie der Oper, die vom dänischen Stararchitekten Henning ­Larsen entworfen wurde. Wieder festen Boden unter den Füßen, haben wir Lust auf einen Mittagssnack. Unweit von Nyhavn gibt es einen der besten Burger der Stadt: Im »Cock's & Cows« werden saftige Rinderpattys in hausgebackenen Buns serviert, dazu gibt es süffiges Bier vom Fass. Der Nachmittag gehört dem Tivoli, dem weltbekannten Vergnügungspark. Abends gehen wir in »Kødbyens Fiskebar«, ­einen der Hotspots der Stadt. Es ist ratsam, rechtzeitig zu reservieren, denn hier ist es ­immer brechend voll. Es gibt kreative Fischgerich­te, fantasievoll zubereitet.

Sonntag

Nach einem Markt­besuch stärken wir uns beim lokalen Shootingstar und bei zwei ehemaligen »Noma«-Küchenchefs.

Heute steht Kultur auf dem Plan. Allerdings sehen wir uns zuvor erst einmal die Torvehallerne an, die Markthallen der Stadt im modernen architektonische Design. Hier gehen die Kopenhagener gerne einkaufen, und es gibt nahezu alles, was das Herz begehrt. Wir kommen nicht umhin, beim Stand von Summerbird von den köstlichen Schaumküssen zu naschen: Der Boden aus Marzipan, die Füllungen unterschiedlich aromatisiert und alles dick mit guter Schokolade eingehüllt. Danach geht es in die Glyptoteket, wo wir uns antike und moderne Skulpturen sowie französische und dänische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts ansehen.

Mittags sollen es noch einmal Smørrebrød sein. Bei »Aamanns Deli«, etwas außerhalb des Stadtzentrums in der Nähe des botani­schen Gartens gelegen, gibt es die berühmten belegten Brote modern und kreativ interpretiert. Am Nachmittag steht das National­museum auf dem Programm. Anschließend geht es ins »Bror«, wo die beiden ehemaligen »Noma«-Küchen­chefs Samuel Nutter und Victor Wågman eine spannende neue nordische Küche servieren.

Info

Ende 2016 schloss das bekannteste Restaurant Kopenhagens seine Pforten – doch nur temporär. Das neue »Noma« von Weltstar René Redzepi sollte 2017 mit neuem Konzept und eigener Farm in Christiania wiedereröffnen, in einem von Alt-Hippies geprägten Stadtteil. Die Fertigstellung wurde immer wieder verschoben, nun ist 2018 angepeilt. Wer sich auf dem Laufenden halten will, bekommt unter www.noma.dk die nötigen Informationen. Übrigens: Im ehemaligen »Noma« hat kürzlich das »Barr« mit einer spannenden Nordsee-Küche eröffnet.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2017

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Johannes Weiss
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